Hintergrundinformationen zur Energiewende

Hintergrundinfos zur Energiewende  

Die Windenergie hat in unserer Samtgemeinde Esens und der gesamten Küstenregion eine große Bedeutung. Wer die Windenergie befürwortet, sollte aber auch hinterfragen, welchen Anteil sie am Energiebedarf unserer Gesellschaft deckt.

In mehreren Vorträgen legte Prof. Hans-Werner Sinn (Institut für Wirtschaftsforschung) dar, welchen Anteil die Wind- und Sonnenenergie unseres Energiebedarfs einnimmt.

Deutschland, das Energiewendeland?

Gehen wir vom Endenergieverbrauch Deutschlands aus, der mit 100% festgelegt wird. Der Endenergieverbrauch bezeichnet die Energiemenge, die von den Endverbrauchern nach der Umwandlung der Primärenergieträger in den verschiedenen Energieformen Strom, Wärme, Brennstoffe oder Kraftstoffe genutzt wird.

In diesem Bezugssystem liegt der Anteil der elektrischen Energie, der aus den gesamten in Deutschland installierten Windkraft- und Photovoltaikanlagen in Deutschland bereitgestellt wird, bei 3,4% (Stand 2014).

Das Problem der gesicherten Energie aus Wind und Sonne

Diese 3,4% stellen jedoch nur die Durchschnittsenergie dar. Es ist bekannt, dass Wind und Sonne nicht mit gleichbleibender Intensität verfügbar ist, wodurch starke Energieschwankungen auftreten. Dieses zeigen die Ganglinien der Windleistungs-Einspeisung in Deutschland sehr deutlich:

Quelle: http://www.vernunftkraft-niedersachsen.de/wp-content/uploads/2015/05/vknds-daten_fakten_windenergie.pdf

 

Quelle: http://www.vernunftkraft-niedersachsen.de/wp-content/uploads/2015/05/vknds-daten_fakten_windenergie.pdf

 

Für den Ausgleich dieser Schwankungen, bzw. der Energieversorgungslücken dienen in erster Linie Gaskraftwerke, also fossile Energieträger.

Möchte man ohne diese fossilen Energieträger auskommen, so läge der Energieanteil aus Wind und Sonne bei ca. 0,5% unseres Endenergieverbrauchs. Dieses wäre die sogenannte gesicherte Energie, Energie, die stetig verfügbar wäre.

Bedenkt man, wieviel Windkrafträder und Photovoltaikanlagen in Deutschland bisher installiert wurden, klingen 0,5% gesicherte Energie sehr wenig.

Auch die 3,4% Durchschnittsenergie verdeutlichen das Energieproblem, denn wollten wir die aktuell noch im Betrieb befindlichen deutschen Atomkraftwerke, die einen Energieanteil von ca. 3,2% liefern, durch Wind- und Sonnenenergie ersetzen, so wäre eine Verdoppelung der Windkraft- und Photovoltaikanlagen in Deutschland nötig. Wie es dann hier aussähe, kann man sich eventuell vorstellen. Zu beachten ist dabei, dass die Kernkraftwerke gleichmäßig Energie liefern. Diese 3,2% gesicherte Energie durch die schwankende Wind- und Sonnenenergie zu ersetzen, stellt also eine zusätzliche Herausforderung dar.

Regenerativer Energieanteil in Deutschland schon bei 30%?

Viele Bürger haben sicher gehört, dass der regenerative Energieanteil in Deutschland wesentlich höher liegt, z.B. bei 30%. In der Tat, das liest und hört man häufig. Dieser Wert ist aber aus mindestens zwei Gründen irreführend:

1. Der Wert bezieht sich lediglich auf die elektrische Energie. Diese macht aber nur 20% der Endenergie in Deutschland aus. 30% von 20% macht 6% vom Ganzen.

2. Es ist der Energieanteil aller regenerativen Energien, also auch der Bioenergie, Wasserkraft etc.

Gerade aber die Bioenergie hat bereits viele Probleme in der energetischen und ökologischen Bilanz offenbart. Windkraft und Photovoltaik ergeben nach dieser Datengrundlage (s.u.) 3,86%, Windenergie allein 2,66%, was aber nur die Durchschnittsenergie darstellt.

 

Bruttostromerzeugung in Deutschland 2015 in TWh

Quelle: BMWI: AG Energiebilanzen, Stand: Dezember 2015

Nach Fukushima ist es das gemeinsam erklärte Ziel unserer Gesellschaft, die Atomkraftwerke in Deutschland abzuschalten. Die aktuell noch laufenden Atomkraftwerke liefern knapp 3 % der Endenergie Deutschlands. Damit diese vom Netz genommen werden können, müssten wir die jetzigen in Deutschland errichteten Wind- und Solarparks verdoppeln und das mit allen Nachteilen!

Da hierdurch aber keine gesicherte Energie zur Verfügung steht, müssen zusätzlich viele Gaskraftwerke fernab ihres möglichen Wirkungsgrads betrieben werden. Durch das häufige Hoch- und Runterfahren laufen die Gaskraftwerke uneffektiv, wodurch die CO2-Emissionen steigen.

Elektromobilität mit regenerativer Energie?

Obwohl wir noch weit davon entfernt sind, die Kernenergie (3%) durch Wind und Sonne zu ersetzen, ruft die Bundespolitik im Schulterschluss mit der Automobilindustrie das nächste Ziel aus:

Elektrofahrzeuge! Mobilität mit grüner Energie!

Da die Mobilität aber 25% unseres Endenergieverbrauchs in Anspruch nimmt, können wir erahnen, wie die Zukunftsaussichten aussehen (Landschaftszerstörung, Biodiversitätsschwund, Immobilienentwertung etc.)

Windenergie – grüne Energie und grünes Wachstum?

Ja, eindeutig, Windenergie ist ein Wachstumsmotor, es spült Gelder in die Gemeindekassen, ermöglicht hohe Renditen für manche Beteiligte und schafft Arbeitsplätze. Grüne Energie und grünes Wachstum? Geht doch, meint man, aber Vorsicht, das täuscht!

Bei näherer Betrachtung wird erkennbar, weshalb die Energiewende ihr Ziel verfehlt. Wir heben zwei zentrale Aspekte hervor:

1. Es gibt kein grünes Wachstum

Grünes Wachstum im Sinne von nachhaltigem Wachstum ist Wunschdenken. Es widerspricht den fundamentalen Hauptsätzen der Thermodynamik, also Naturgesetzen.

Wirtschaftliches Wachstum, das in unserem Wirtschaftssystem bislang unseren Wohlstand genährt hat, ist an der Zunahme des Bruttoinlandproduktes (BIP) zu messen. Das BIP steigt, wenn auf der einen Seite die Güterproduktion steigt und auf der anderen Seite die Einkommen steigen.

Windkraft- und Photovoltaikanlagen werden als grün bezeichnet. Grün (nachhaltig) sind sie deshalb noch lange nicht, denn dafür müsste die Produktionsseite und die Einkommensseite dematerialisiert werden.

Die Güterproduktion lässt sich aber nur steigern, wenn vermehrt Rohstoffe einbezogen werden. Kupfer, Aluminium, Silicium und vor allem die seltenen Erden werden aber sehr energieaufwendig gewonnen, in dem ganze Landschaften umgegraben werden. Zudem erfordern sie weite und damit energieintensive Transportwege.

Und wie lassen sich die riesigen, in der Herstellung energieintensiven Betonfundamente wiederverwerten? Wie wird mit den Altanlagen umgegangen (ein ungelöstes Problem)? Wie hält man die Produktion am Wachsen? Durch mehr Rohstoffe und durch mehr Energie.

Was machen die Menschen, die im Sektor der „grünen“ Energie beschäftigt sind, mit ihren Einkommenssteigerungen und Renditebeträgen?

Sie genießen Flugreisen in ferne Länder, z.B. zur Entspannung auf die Malediven oder zur Großwildjagd nach Afrika, kaufen größere Autos, Zweitwagen, E-Bike, Privatflugzeuge, größere Häuser, Luxusgüter etc. All das ist bekannt, selbst in unserer Samtgemeinde. Auch diese materiellen Selbstverwirklichungsansprüche konterkarieren die gewünschte Entkopplung von grünem Wachstum und steigendem Energieverbrauch bzw. Umweltschäden.

2. Rebound-Effekte

Obwohl die Autos, Geräte, Häuser etc. aus energetischer Sicht immer effizienter werden, sinkt der Energieverbrauch kaum bis gar nicht. Er steigt bisweilen sogar und das, obwohl wir das Gefühl haben, dass wir doch umweltfreundlicher geworden sind.

Was wir aber meistens nicht bemerken, sind die sogenannten Rebound-Effekte. Produktivitätssteigerungen, wie sie das Wachstum erfordert, führen zu einem gesteigerten Konsum. Hier eine Auswahl:

Finanzielle Rebound-Effekte: Eine Steigerung der Energieeffizienz führt zu einem Einkommensgewinn und dieser führt zu neuen Verbräuchen.

Beispiel 1: Halbieren sich die Benzinkosten, weil man anstelle eines Acht-Liter-Autos ein Vier-Liter-Auto fährt, so wird Geld für eine erhöhte Nachfrage frei, für weitere Strecken oder für andere Güter oder Dienstleistungen, die ebenfalls Energie verbrauchen.

Beispiel 2: Effizientere Heizungen und Maßnahmen der Gebäudedämmung haben den Verbrauch von Heizenergie je Quadratmeter Wohnfläche zwischen 1995 und 2005 um 9% verringern können. Im gleichen Zeitraum stieg jedoch der gesamte Energieverbrauch für das Heizen der privaten Haushalte um 2,8% an. Die Einsparerfolge wurden durch den um ca. 13% gestiegenen Wohnflächenbedarf kompensiert.

Beispiel 3: Effizienzsteigerungen in der Motorentechnologie werden selten genutzt, um verbrauchsärmere PKW anzubieten, sondern um bei gleichem Verbrauch pro Fahrzeugkilometer leistungsstärkere, schnellere und schwere Autos herzustellen. Der Kunde fragt sie nach und so steigt die durchschnittliche PS- und Ausstattungs-Leistung jedes Jahr weiter an.

Materielle Rebound-Effekte: Die Herstellung und der Konsum von effizienteren Technologien gehen mit einem erhöhten Energieaufwand einher.

Beispiel 1: Dies geschieht etwa durch den energetischen Mehraufwand zur Herstellung effizienter Produkte in der Gebäudedämmung, zur Herstellung von Hybridfahrzeugen oder beim Aufbau neuer Infrastrukturen und Märkte für energieefffiziente Produkte (z.B. Enercon-Fertigungshallen, E-Bike-Ladestationen etc.)

Psychologische Rebound-Effekte: Ein Wechsel zu energieeffizienten Technologien führt zu einer Steigerung der symbolischen Bedeutung dieser Güter und Dienstleistungen.

Wer ein ökologisches Auto hat, fährt mehr (in Studien belegt). Wer mit dem E-Bike seine Autofahrten ersetzt, erzielt sicher eine Verbesserung, aber wer nun vermehrt mit dem E-Bike fährt, weil es umweltfreundlich ist, erhöht den Energieverbrauch.

Cross-Factor-Rebound-Effekte: Eingesparte Zeit im Zusammenhang mit Mobilität erzeugt einen Rebound-Effekt. Werden durch Infrastrukturmaßnahmen wie den Bau von Umgehungsstraßen oder Schnellstraßen und Autobahnen Zeitersparnisse in der Mobilität in Aussicht gestellt, so werden auch längere Wegstrecken in Kauf genommen. Die Überwindung längerer Wegstrecken erfordert

aber einen erhöhten Energieverbrauch. Mit anderen Worten, Zeiteffizienzgewinne bei der Mobilität generieren Rebound-Effekte beim Energieverbrauch.

Die Vorstellung, dass Effizienz mit Sparsamkeit gleichzusetzen ist, stimmt nicht. Vielmehr gilt „Wachstum frisst Effizienz“!

3. globalisierter Energieverbrauch

Längst ist unser Energieverbrauch in Deutschland nicht mehr isoliert zu betrachten. Mag unser Energiebedarf in Deutschland auch nur schwach steigen, gleich bleiben oder sogar sinken, einen Großteil der energieintensiven Industrie haben wir ins Ausland wie China, Indien, Taiwan ausgelagert. Energieintensive Produktionen wie für die Metallgewinnung, Fertigung von Bauteilen für Computer, Flachbildschirme, Elektroartikel etc. fehlen in unserer Energiebilanz.

Fazit: Es geht also nur um Wirtschaftswachstum, das Ziel einer Energiewende ist verfehlt.

 

Quellen:

http://www.fhi-berlin.mpg.de/acnew/department/pages/director/pages/robert_schloegl__die_energiewende__wunsch_und_wirklichkeit.pdf

http://mediathek.cesifo-group.de/iptv/player/macros/cesifo/mediathek?content=2959393&singleton=true

https://www.youtube.com/watch?v=H3_vrmTj6Ss&feature=youtu.be

http://mediathek.cesifo-group.de/player/macros/cesifo/mediathek?content=6300061&idx=1&singleton=true

http://www.energie.brandenburg.de/sixcms/detail.php/bb1.c.291120.de

http://www.alt.fh-aachen.de/downloads/Hilfsblaetter/2007/Hilfsb%20109,%20Wind-Ganglinie%20Deutschland%202007.pdf