Fahrradfreundliche Kommune Niedersachsen 2004 > der Gewinner ist…….. Esens!!!!!!
Die Stadt Esens wirbt von nun an zu Recht mit dem Titel eine fahrradfreundliche Kommune zu sein.
Zur Erhöhung des Radverkehrsanteils in den Kommunen wurde von 2002 bis 2015 jährlich der Landespreis „Fahrradfreundliche Kommune Niedersachsen“ für beispielhafte Lösungen und Initiativen verliehen.
Der Preis war ein wichtiger Auslöser und bedeutender Impuls für die Radverkehrsförderung sowie für den Erfolg des Landes als Fahrradland.
Der Gewinner erhielt eine repräsentative Auszeichnung und ein Preisgeld in Höhe von 25.000,- € .
Der Wettbewerb fand 2015 zum letzten Mal statt und wird ab 2016 durch eine Zertifizierung ersetzt.
Im Februar 2003 hatten die Landtagswahlen in Niedersachsen stattgefunden und Siegmar Gabriel mit seiner SPD verlor die absolute Mehrheit mit 33,39 %. Wie viele altgediente Genossen, verlor auch Günter Peters aus Wiesede seinen Sitz im Landtag in Hannover. Fortan engagierte sich Peters im Bundesvorstand des ADFC (Allgemeiner Deutscher Fahrradclub).
Nachdem im Mai 2004 Politiker und Fahrradexperten das Esenser Fahrradkonzept auf Herz und Nieren geprüft hatten, wurden am 24. Juni 2004 eine repräsentative Plakette (siehe Eingangsbereich des Esenser Rathauses), der Titel „Fahrradfreundliche Kommune“, und das Preisgeld feierlich überreicht.
Nun wurde eiligst eine Ortsgruppe des ADFC in Esens ins Leben gerufen und zum Auftakt eine Fahrradtour mit den Spitzen der Esenser Politik und der Verwaltung sowie allerlei radfahrendes Volk organisiert. Die Route führte alle Teilnehmer durch das Harlingerland bis ins Jeverland zur Siedlungsstätte Ziallerns und zurück. Das siegreiche Esenser Fahrradverkehrskonzept spielte an diesem Tag keine wesentliche Rolle.
Die ADFC – Ortsgruppe Esens hat sich in 2005 vom ADFC getrennt und fährt seitdem eigene Wege als AFC Esens (Allgemeiner-Fahrrad-Club). Eine Lobbyarbeit für den Fahrradverkehr, wie in den Ballungsräumen mit einer vielfältigen Verkehrsstruktur, war in Esens nicht besonders erfolgreich und wurde von den kommunalen Verantwortlichen auch nicht nachgefragt.
Nach dreizehn Jahren „Fahrradfreundliche Kommune Niedersachsen“, hat die Esenser Bürgerinitiative (EBI) das preisgekrönte Fahrradkonzept von 2004 einer eingehenden Bestandsaufnahme unterzogen und die beteiligten Personen hätte sich leicht einen Bandscheibenschaden zuziehen können.
Der Stellenwert der Fortbewegung mit dem Fahrrad hat sich scheinbar grundlegend verändert. Das motorgetriebene Elektrofahrrad hat den Fahrradweg erobert. Vom vernachlässigten Drahtesel mit Dreigangschaltung, Rücktritt und Blockbremse ist ein exclusives Verkehrsmittel mit viel Komfort für den Weg zur Arbeit und zur Freizeitgestaltung geworden.
In Esens haben die Politik und Verwaltung diesen Trend offensichtlich verschlafen. Viele Fahrradwege in und um Esens befinden sich in einem jämmerlichen Zustand. Die Verkehrsführung an Ampelkreuzungen sind lustlos konzipiert, führen für Fahrradfahrern zu langen Wartezeiten und folglich zu Fehlverhalten im Straßenverkehr. Ein Verkehrskonzept für Schüler zwischen den Wohnplätzen und den Schulstandorten, für Berufstätige auf dem Weg zur Arbeit, für Personen zum Einkaufen innerhalb und außerhalb des Esenser Zentrums kann mit Fug und Recht als unbekannte Größe anerkannt werden.
Natürlich müssen zu allererst die Schlaglöcher auf den Fahrradwegen beseitigt werden, Sichtbarrieren sind umgehend zu entfernen, witterungsbedingte morastähnliche Zustände der Fahrbahndecken sind als unzumutbar zu beheben.
Verschiedene Höhen des Straßenbelags zwischen Fahrrad- und Fußweg ergeben fahrlässige Unfallrisiken. Quer zur Fahrtrichtung verlaufende Stufen durch einmündende Grundstückseinfahrten und Nebenstraßen lassen Straßenplaner vermuten, die möglicherweise nicht im Besitz eines Fahrrades sind. Die Belastung durch permanente Stöße beim Queren von Rillen und Stufen quer zur Fahrradfahrbahn machen das Benutzen zur Tortur.
Fahrradfahrer sind im Straßenverkehr einer besonderen Unfallgefahr ausgesetzt, wenn sie auf der Hauptverkehrsbahn unterwegs sind. Ein Konzept mit einem eigenständigen Fahrradwegenetz für die Zukunft ist anzustreben. Der Anteil der Fahrradnutzer ist planerisch zu steigern.
Dreizehn Jahre planloses Handeln sollten genügen, um die Auszeichnung der „Fahrradfreundlichen Kommune Niedersachsen“ in eine beliebige Mottenkiste zu versenken.